Die Hemilaminektomie im Kleintierzentrum Rosental

Der Bandscheibenvorfall

Wenn Ihr Tier an einem Bandscheibenvorfall leidet, kann sich das durch Schmerzen äußern oder es reicht bis hin zur vollständigen Lähmung. Es gibt einige Zwischenstufen die bei jedem Patienten sorgsam bestimmt werden müssen. Bei einem Bandscheibenvorfall drückt Bandscheibenmaterial auf das Rückenmark, welches dadurch schmerzlich beleidigt oder sogar völlig zerstört werden kann. Ob eine Operation Sinn macht, muss individuell entschieden werden und hängt von der Lokalisation des Vorfalls, dem neurologischen Status des Patienten und der Dauer der Beschwerden ab. Hier erklären wir im Anschluss die Hemilaminektomie die bei Bandscheibenvorfällen im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule eingesetzt wird.

Die Hemilaminektomie- Operationsablauf

Vor der Operation steht die Diagnose. Bei Verdacht eines Bandscheibenvorfalls wird in Narkose eine Computertomographie (CT) durchgeführt, um den Bandscheibenvorfall lokalisieren zu können. Danach folgt die Operation. Noch vor dem Hautschnitt wird im Operationssaal eine Röntgenaufnahme mittels Fluoroskopie (Röntgengerät das für sterile Operationen geeignet ist) angefertigt. Hier wird der Bandscheibenvorfall kontrolliert um die Operation an der richtigen Stelle durchzuführen. In der Regel wird die Stelle mehrmals während der Operation bestätigt. Nach Zugang zum Wirbelgelenk wird oberhalb der Bandscheibe mittels einer speziellen Fräse ein kleines Knochenstück entfernt um direkt auf das vorgefallene Bandscheibenmaterial zu kommen. Dieses wird vorsichtig aus dem Wirbelkanal entfernt. Häufig werden die benachbarten Bandscheiben „fenestriert“. Das bedeutet, dass diese ebenfalls teilweise entfernt werden, um einem Vorfall am Nachbarwirbel vorzubeugen. Das „Loch“ im Knochen bleibt. Die Muskulatur und Haut wird natürlich verschlossen.

Physiotherapie

Ablauf einer Hemilaminektomie aus Sicht des Tierbesitzers

Am Tag der Operation sollte ihr Tier nicht fressen, da bei akuten Bandscheibenvorfällen der Zeitfaktor eine sehr große Rolle spielt, bitten wir darum, Ihr Tier schon bei Verdacht eines solchen nüchtern zu belassen um bei Bedarf eine Computertomographie in Narkose durchführen zu können. Wasser ist aber immer erlaubt. Ist Ihr Tier noch gehfähig freuen wir uns, wenn Sie nochmal ans Gassigehen denken, denn eine volle Blase wird in der Aufwachphase nach der Operation als sehr unangenehm wahrgenommen. In der Regel kümmern sich aber bereits unsere Pfleger um die Entleerung der Harnblase. Ihr Tier erhält in Ihrem Beisein (auf Wunsch müssen Sie natürlich nicht dabeibleiben) einen Venenzugang gelegt. Bis zur Prämedikation (Wurschtigkeitsspritze) können Sie Ihr Tier sehr gerne begleiten. Ob Sie bis zum Einschlafen (die Narkosespritze ist eine zweite Spritze die in den Venenkatether gegeben wird) dabei sein können, hängt von der Konstitution, dem Alter und der Rasse ab. Tiere mit Bandscheibenvorfall sollten in Narkose so wenig wie möglich bewegt werden, weshalb wir uns häufig für die Narkoseeinleitung ohne Besitzer direkt neben dem Operationssaal bzw. neben dem Computertomographen entscheiden. Es folgt die Diagnostik durch die Computertomographie. Damit wird der Verdacht des Bandscheibenvorfalls bestätigt und die Lokalisation sichtbar gemacht. Im Anschluss werden wir mit Ihnen die Operation (wenn eine nötig ist) und die Prognose besprechen. Danach erst wird die Operation durchgeführt. Die Abholung nach der Operation wird in der Regel für den nächsten Tag geplant. Allerdings ist ein entscheidender Faktor die Gehfähigkeit und der Harnabsatz. Bei Bandscheibenoperationen kann der Harnabsatz nach der Operation nicht oder nur eingeschränkt möglich sein. Durch die Manipulation am Rückenmark kann es zu einer vorrübergehenden Verschlechterung oder einer nicht sofortigen Besserung des neurologischen Status kommen. Wir werden Sie aber unmittelbar nach der Operation anrufen um Ihnen mitzuteilen wie die Operation verlaufen ist. Eine genaue Aussage über den neurologische Zustand Ihres Tieres können wir häufig erst ein paar Stunden nach der Operation treffen. Tabletten werden in den ersten vierzehn Tagen nach der Operation standartmäßig verabreicht. Ihr Tier erhält zwei bis drei verschiedene Schmerzmittel. Eine Antibiose ist in der Regel nicht nötig.

Zuhause muss ein Belecken der Wunde unbedingt unterbunden werden. Denn durch das Belecken kann es neben der mechanischen Reizung auch zu einer bakteriellen Verunreinigung des operierten Gebietes kommen, was wiederum zur Wundinfektion führen kann. Ein Bedecken der Wunde ist mittels Body oder Halskragen bis zum Entfernen der Nähte zu empfehlen. In den ersten sechs Wochen nach der Operation besteht Leinenzwang. Auf Toben und Spielen muss unbedingt verzichtet werden. Durch den Bandscheibenvorfall und durch die Operation entsteht eine Instabilität im Wirbelkanal welche sich in den ersten Wochen nach der Operation wieder deutlich verbessert. Absolute Ruhe in den ersten Wochen ist aber entscheidend für den Therapieerfolg. Kurze Spaziergänge von 5 Minuten sind dreimal täglich mit Brustgeschirr ohne Zug an der Leine erlaubt. Zwei Tage nach der Operation ist eine Wundkontrolle routinemäßig eingeplant. Die Nähte werden 10-14 Tage post operationem entfernt. Nach 6 Wochen kann die Bewegung langsam wieder zum normalen Level gesteigert werden. Durch regelmäßige Physiotherapie kann die Heilungszeit deutlich verkürzt und das Ergebnis verbessert werden. Bei Bedarf beraten Sie unsere Physiotherapeuten gerne.

Komplikationsmöglichkeiten einer Bandscheibenoperation

  • Ein weiterer Bandscheibenvorfall an einer anderen Stelle. Durch jede Bandscheibenoperation entsteht eine gewisse Instabilität in der Wirbelsäule die zu einem höheren Risiko eines Bandscheibenvorfalls am Nachbarwirbel führt. Auch ein neuerlicher Austritt von Bandscheibenmaterial im gleichen Segment ist eine mögliche Komplikation.

  • Serombildung/Hämatombildung: Eine Blutung im Operationsfeld kann das Rückenmark neuerlich einengen und irritieren, der Heilungsverlauf wird dadurch verzögert bzw. der neurologische Status kurzzeitig verschlechtert. Eine chirurgische Therapie ist meist nicht nötig, eine Verbesserung des neurologischen Status tritt häufig binnen der ersten zwei Wochen post OP auf.

  • Iatrogenes Rückenmarkstrauma (sehr selten!): Durch die Manipulation so nahe am Rückenmark kann es zu einer Irritation bis hin zu einer Verletzung des Rückenmarks kommen. Eine Therapie ist nicht möglich. Bei einer Irritation tritt eine Verbesserung des neurologischen Status häufig binnen der ersten zwei Wochen post operationem auf. Eine Zerstörung des Rückenmarks durch die Operation ist sehr, sehr selten.

  • Infektion/Diskospondylitis (sehr selten): Kommt es zu einer Infektion kann es zu einer Verschlechterung des neurologischen Status bis hin zur Meningitis kommen, eine Diskospondylitis (Entzündung des Zwischenwirbelraums) kann starke Schmerzen verursachen und eine lange Therapie erforderlich machen. Die Prognose bei Diskospondylitis und Meningitis ist vorsichtig.

  • Nahtdehiszenzen (sehr selten) Ein Aufgehen der Operationsnaht passiert vorallem durch Belecken der Wunde. Ein Leckschutz mittels Body oder Halskragen ist in den ersten 10 Tagen zu empfehlen.

    Ungenügende Dekompression: ein Verbleiben von Bandscheibenmaterial im Wirbelkanal kann zu bleibenden Schmerzen oder mangelnder Verbesserung des Neurostatus führen. Eine chirurgische Intervention kann nötig sein

  • progressive Myelomalazie bei sehr schweren Bandscheibenvorfällen (Grad 5) kommt es bei ca 10% der chirurgisch versorgten Patienten zu dieser schwerwiegenden Komplikation bei der es dem Tier immer schlechter geht. Die Euthanasie ist in einem solchen Fall die einzige Option.

  • Pneumothorax: Bei Bandscheibenoperationen im Bereich des hinteren Brustkorbes kann es in sehr seltenen Fällen zu einer Verletzung des Brustkorbes kommen wodurch Luft in den Brustkorb eintreten kann. In der Regel ist keine Therapie nötig. Bei schweren Fällen kann eine Therapie erforderlich werden

  • Epidurale Fibrose: durch Umbauvorgänge im Körper kann es längere Zeit nach der Operation zu einer bindegewebigen Veränderung kommen die wiederum auf das Rückenmark drückt. Eine chirurgische Intervention kann notwendig werden.Bleibende neurologische Defizite können bestehen bleiben, wenn die Nerven durch den Bandscheibenvorfall so geschädigt wurden, dass eine Heilung nicht mehr möglich ist. Die dabei gefürchtetsten Nervenausfälle sind Stuhl- und Harninkontinenz. Beide Funktionen werden erst sehr weit hinten in der Wirbelsäule „geschaltet“. Kommt es zu einer sehr starken Verletzung des Rückenmarks kann es sein, dass eine oder beide Funktionen nicht zurückkehren.

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